Marketing als Denkweise und "Agile" Methoden
Ein Unternehmen erhält seine Daseinsberechtigung durch die Befriedigung von Kundenbedürfnissen. So wird z. B. durch Bereitstellung eines Produktes, einer Dienstleistung oder einer Software ein Kundennutzen generiert, wofür das Unternehmen eine Gegenleistung erhält, typischerweise eine finanzielle Abgeltung. Marketing unterstützt das Unternehmen bei der strategischen Positionierung und der Generierung von Kundennutzen, um die Wertschöpfung zu optimieren. Ein bestmögliches Verständnis der Kundenbedürfnisse und des Marktumfelds ist hierbei essenziell.
Marketing als Denkweise propagiert ein Marketingverständnis, bei dem alle Mitarbeiter eines Unternehmens ihr Handeln an den oben genannten Aufgaben des Marketings ausrichten. Marketing ist dabei eine Reihe von Prozessen und nicht, wie oft üblich, eine Funktion, bei der eine Abteilung und/oder einzelne Mitarbeiter Marketing-Agenden übernehmen. In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen mit reinen Marketingfunktionen, nicht sehr gut darin sind, Kundennutzen und Wertschöpfung zu optimieren und Marketingabteilungen nicht selten zu reinen Kommunikationsabteilungen degradiert werden. Dabei wird die Kundenorientierung in den Hintergrund gedrängt und nicht selten überwiegt die Beschäftigung mit sich selbst und der "Verbesserung" von Produkten, weitgehend losgelöst vom Kunden. Über kurz oder lang kann das zu massiven Problemen führen. Mangelnde Kundenorientierung hat schon viele Unternehmen in Bedrängnis gebracht. Verliert man die Kundenbedürfnisse aus den Augen, können (disruptive) Markt-Veränderungen selbst bis dahin erfolgreiche Großunternehmen aus den Angeln heben, siehe Kodak, Nokia und andere.
Mit einer Kultur des Marketingdenkens fällt es Unternehmen deutlich leichter, sowohl die eigene Daseinsberechtigung, nämlich die Befriedigung der Kundenbedürfnisse, als auch die Optimierung der Wertschöpfung im Fokus zu behalten und nachhaltig erfolgreich zu sein.
Agile Ansätze als Hebel für einen Kulturwandel hin zu Marketing als Denkweise
Speziell in großen Unternehmen ist es im Arbeitsalltag nicht so einfach, Marketing als Denkweise zu etablieren. Wenn die Geschäftsführung Marketingdenken nicht vorlebt und einfordert, wird es sehr schwierig. Agile Methoden sind eine Möglichkeit, sozusagen über die Hintertür, einen Kulturwandel zu initiieren.
Die vermutlich bekannteste agile Methode ist Scrum, aber es gibt noch zahlreiche weitere, wie z. B. Extreme Programming oder Feature-Driven Development (FDD). Agile kommt ursprünglich aus der Welt der Softwareentwicklung und das verbindende Element agiler Methoden ist das "Agile Manifesto" von 1995.
Agile ist ein viel benutztes Buzzword, wird von Außenstehenden oft missverstanden und im allgemeinen Verständnis nicht selten auf 2-Wochen Sprints reduziert. Das Agile Manifesto ist nur kurz und ich empfehle jedem, der auf der Suche nach neuen Wegen ist, Projekte zu managen, sich dieses anzusehen. Darüber hinaus rate ich zur Lektüre des Buchs Agile for Everybody, von Matt LeMay, um Anregungen zu bekommen, wie man auch außerhalb der Softwareentwicklung, agile Methoden sinnvoll nutzen kann.
Agile bedeutet Kundenorientierung und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit
Warum ich agile spannend finde und auch geeignet um die Entwicklung eines Marketingdenkens im Unternehmen zu unterstützen? Hinter dem Agile Manifesto stehen 12 Prinzipien, allen voran folgendes:
"Our highest priority is to satisfy the customer through early and continuous delivery of valuable software. "
Das erste Prinzip ist also die Befriedigung von Kundenbedürfnissen. Passt schon mal ganz gut. Darüber hinaus geht es aber auch um abteilungs- und funktionsübergreifende Zusammenarbeit. Die Idee der Sprints ist auch sehr gut, denn die Arbeitsphasen werden deshalb so kurz gewählt, um am Ende jedes Sprints, Kundenfeedback einholen zu können. Darüber hinaus fördern agile Methoden zahlreiche Arbeitsweisen, die in unserer schnelllebigen Zeit auch im Marketing äußerst nützlich sein könnten. Mehr dazu in einem zukünftigen Beitrag.
Agile Methoden im Marketing auszuprobieren steht auf meiner To-Do-Liste. Falls jemand damit schon Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich freuen darüber zu hören.